Der Faden als Metapher für den Lebensfaden zeichnet mit der Nähmaschine auf Tapete, Muster von Polsterstoffen, Raumtextilien, handgeschöpften Papieren, hält die Künstlerbücher zusammen und verbindet getragene Kleidungsstücke, die zu Skulpturen werden. Die Materialien des täglichen Gebrauchs sind das Lebensmaterial zur Wiederverwendung. Das Leben nachhalten! Seit nunmehr 40 Jahren upcycle ich!
Ich verwende bewusst den Begriff upcycling als mein Statement, denn ich verwandle Abgelegtes in zeitgenössische Kunst. Das Künstlerbuch „Das Cut-up als erweiterter Handarbeitsbegriff“ entstand so auf einer Infobroschüre der Leipziger Buchmesse und reflektiert in Text und Bild über meine künstlerischen Anwendungen: ausschneiden und einfädeln. Die Arbeit „Familienaufstellung“ - ein Künstlerbuch als raumgreifendes Leporello - entstand auf historischen Lochkarten für die Textilindustrie.
Die Nähmaschine zeichnet feine Umrisslinien, die über die Empfindlichkeiten der menschlichen Seele – gefangen im menschlichen Körper erzählen – manchmal begleitet von eingefügten Fotografien, aquarellierten Farbflecken oder Text.
Zeichnerische Farblinien beschreiben Künstlerinnenporträts, meine Superheldinnen – Künstlerinnen mit denen ich aufwuchs und die mir begegneten. Ein Denkmal errichtete ich 2021 meinen Künstlerinnen mit dem Künstlerbuch „Alle meine Künstlerinnen sind Superheldinnen“.
Als 'Ikonen' bezeichne ich malerische Kopfansichten auf Kaffee-Inlet, Lebensmittelfolie. Auf dem metallisch schimmernden Hintergrund zeichne ich mit dem Pinsel oder ritze mit einer feinen Stricknadel.
Installationen verbinden meine unterschiedlichen Herangehensweisen von Zeichnung zur Skulptur, die auch ein räumliches Künstlerbuch sein kann wie „Das HimmelsHöllenKleid“ im Benediktinerstift Admont, A, 2017-2019. Aus eigener performativ getragener Kleidung schöpfte ich Papier aus dem ein raumfüllendes Leporello wurde, das durch den Raum schwebt.
„M-bodi-ment-A“ 2021, kuratiert von Andrea Morein, im Deutschen Künstlerbund, zeigte meine Skulpturen, Körpereindrücke im Raum hängend, genäht aus getragener Kleidung. Diese Körperarbeiten zeigen meine Verbundenheit mit dem Performativen, mit der Bewegung des Körpers im Raum.
Unterschiedlichste Anwendungen der Skulptur mit dem Körper zeige ich in Performances. 2004 kommt der „AriadneFaden“ aus dem „Wäschestück“ im Museum Keramion in Frechen und legt eine Form. 2002 bespielte ich einen Tag das 'GUCKI' Eupener Str. in Köln, ein ehemaliges Pförtnerhaus einer ehemaligen Fabrik, die ein Atelierhaus wurde. Im rot gestrichenen GUCKI veränderte ich den Raum beständig, bis ich in meinen Körperarbeiten eingewebt war.
Carola Willbrand April 2022
Carola Willbrand
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